„Wer seine Stärken kennt, ist klar im Vorteil!“ – Interview mit Pia Antwerpes

Unzufriedenheit im Studium oder Job – heißt es dann ‚direkt aufgeben‘? Auf keinen Fall! Denn es gibt diverse Möglichkeiten zur Beratung mit Bezug zur Selbstmotivation oder Berufsfindung. Als leidenschaftlicher Karrierecoach hilft Pia Antwerpes bei der Neu- und Berufsorientierung und zeigt persönliche und berufliche Perspektiven auf. Neben Ihrer Tätigkeit als HR-Managerin bei Parasol Island, machte sie ihre Leidenschaft zum Beruf und bietet nebenbei Karrierecoaching und -beratung für Young Professionals unter happyjobstarters.de an.

Die Bezeichnung Ihrer Website „HAPPYJOBSTARTERS“ ist an sich schon ein motivierender Leitgedanke. Wie kamen Sie auf die Idee diese Website zu erstellen und was hat Sie dabei geprägt?

Pia Antwerpes: Ich habe in 20 Jahren Personaler Erfahrung resümiert, wie wichtig es ist, den Berufsstart bewusst und mit Bedacht zu gestalten. Und wie sehr man die Einstellung zum Berufsleben prägen kann, wenn man sich ganz bewusst für einen Beruf, einen Job und Arbeitgeber entscheidet. Meist hat man auch mehr Wahl als man denkt. Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass Schulabgänger oder selbst bestens ausgebildete Akademiker oft keine realistischen Vorstellungen vom Arbeitsleben oder einer Tätigkeit haben. Woher auch, die Uni und auch die Schule zielt zu sehr auf Leistung/Noten und die bloße Erfüllung von (mehr oder weniger zeitgemäßen) Anforderung ab. Für ein erfülltes Jobleben ist es wichtig, dass ich einen Beruf und Job finde, der mit meinen Stärken und meinen Interessen ‚matcht‘. Dann bin ich auch bereit, nicht bei der ersten Durststrecke aufzugeben.

Das positive Wording war mir extrem wichtig. Es ist mir natürlich klar, dass wir im Berufsleben nicht selig lächelnd von Tag zu Tag und Projekt zu Projekt schweben, aber meine Zielgruppe ist oft schon sehr unglücklich mit ihrer aktuellen Situation! Und was wollen Eltern? Dass ihre Kinder glücklich werden. Das höre ich ganz häufig. Daher der Name und das positive Bild. Denn oft kommen die Youngsters auch über ihre Eltern zu mir.

Und wann ist ihr zweites Standbein entstanden?

Pia Antwerpes: Parallel habe ich das schon für Freunde gemacht und Bewerber*innen immer proaktiv beraten. Es ist vorteilhafter eine/n Berater*in zu haben, der Feuer und Flamme hat und total im Bilde ist. Ich bringe diese Expertise mit, denn ich weiß was auf der Arbeitgeberseite gefordert wird. Ich liebe diese Zielgruppe „junge Menschen“, die so schnell motiviert werden können und durch etwas Hilfestellung aus einem Problem ganz schnell eine Chance sehen. Schon damals wusste ich, dass ich mit Menschen in Diagnostik arbeiten möchte. Aber nicht im therapeutischen, sondern im personalen Umfeld. Somit ist die Idee schon lange in meinem Herzen, der Zeitpunkt ist jetzt reif!

Als Karrierecoach helfen Sie verschiedenen Zielgruppen bei der Auswahl von Beruf und Job sowie mit der Identifikation beruflicher Anforderungen. Mit welcher Zielgruppe haben Sie bisher besonders oft zusammengearbeitet?

Pia Antwerpes: In meinen HR Jobs vom Schülerpraktikanten über Azubi bis zum Geschäftsführer, vorwiegend im Start-up und Agenturumfeld, sämtliche denkbare Tätigkeiten – von Finance über HR, Social Media, Sales, Account – und Projektmanagement, Text/Konzeption, Web Entwicklung, Design, Animation, etc. Im Coaching sind die Zielgruppen sehr breit gefächert! Eltern, Schulabgänger*innen/Abiturienten, Studenten und Young Professionals aus sämtlichen Disziplinen.

Besonders mit den Geisteswissenschaftlern habe ich oft zusammengearbeitet, weil sie in der Agentur in der Kreativszene weit verbreitet sind. Geisteswissenschaftler*innen neigen häufig dazu, Dinge zu hinterfragen oder auch kritisch zu sehen. Generell stelle ich fest, dass Geisteswissenschaftler*innen durch ihr vielseitiges Studium nicht auf eine bestimmte Tätigkeit festgenagelt sind. Das bedeutet mitunter auch, dass sie die Qual der Wahl haben und nicht genau wissen, was man damit alles machen kann oder wo sie überall eingesetzt werden können. Vor allem Geisteswissenschaftler*innen sind bei mir in guten Händen. Es besteht grundsätzlich ein gewisser Handlungsdruck. Schüler und Absolventen, also gemeinhin Jüngere, brauchen viel mehr Beratung und Information. Je älter und weiter im Leben desto mehr Coaching ist gefragt, um den Wald vor lauter Bäumen wieder zu sehen. Ich stelle fest, dass die Youngsters 24/7 online sind, dafür aber erstaunlich wenig informiert sind.

Wie würde eine Beratung bei Ihnen ungefähr aussehen und wie viel Zeit sollte eingeplant werden?

Pia Antwerpes: Das hängt wirklich vom Thema ab. Mitunter brauchen die Klienten umfassende Beratung, manche „nur“ eine Entscheidungshilfe. Andere wiederum haben sich schon klar dafür entschieden, einen Job zu kündigen, wissen aber nicht wann oder was sie stattdessen machen oder wie sie ihre Chancen bei einer Bewerbung erhöhen können. Es gibt zahlreiche Studenten, die ihr Studium aufgeben wollen, obwohl sie weit gekommen sind. Manchmal braucht es einfach nur eine neue Perspektive aus der Sicht eines Menschen, der weiß, wie Arbeitgeber*innen ticken, um eine Alternative auszuloten. Und diese Erfahrung kann ich wunderbar mit einfließen lassen.

Im persönlichen Vorgespräch klären wir das Thema und Ziel des Coachings, oder einer Beratung. Das nimmt meist schon 1.5 Stunden in Anspruch, und es ist immer ein Erkenntnisgewinn dabei. Und dann geht es zeitnah los, den positiven Schwung des Erstgesprächs nehmen wir mit in die erste Sitzung. Die Anzahl der Sitzungen ist sehr vom Thema abhängig. Der Umfang wird aber in dem Vorgespräch abgesteckt, so dass jeder Coachee weiß, mit welchem zeitlichen und finanziellen Aufwand er rechnen muss. Die Sitzungen vergehen übrigens auf beiden Seiten erfahrungsgemäß wie im Flug. Hausaufgaben und jede Menge Tipps sowie Fotodokumentation aller Erkenntnisschritte und ein Abschlussgespräch begleiten das Leistungsspektrum.

Gab es schon Situationen, die besonders erinnerungswürdig waren?

Ich freue mich über viele herzhafte Lacher, gerade wenn das Thema für den Coachee belastend ist und man zu Beginn vielleicht eher mit Tränen gerechnet hat. Und gelacht wird viel. Denn Humor ist für mich ganz wichtig im Coaching.

Neben „HAPPYJOBSTARTERS“ arbeiten Sie auch bei „Parasol Island“. Wie organisieren Sie sich zeitlich, um beide Tätigkeiten nachzugehen?

Pia Antwerpes: Ich arbeite halbtags für Parasol Island und bin tatsächlich gut organisiert, bin selbst überdies auch Mama. Freiberuflich arbeite ich schon immer nebenher seit vielen Jahren. Ich bin sehr flexibel und biete meine Coachings nachmittags, abends und sogar am Wochenende an. Dementsprechend kann ich die beiden Tätigkeiten wunderbar einrichten und habe bislang immer Wege gefunden.

Geisteswissenschaftler*innen haben oft mit Selbstzweifel zu kämpfen und suchen nach Motivation. Was ist Ihre Motivationsquelle und wie gehen Sie mit Selbstzweifel um?

Pia Antwerpes:  Ich bin ein Menschenfreund und ich liebe die Arbeit mit Individuen und ihrer ganz eigenen Persönlichkeit. Ich habe sozusagen meine Berufung mit meiner Tätigkeit gefunden. Auch wenn ich ursprünglich lieber Tänzerin geworden wäre und mein Psychologiestudium übrigens auch mehrfach abbrechen wollte. Ich tausche mich so oft es geht fachlich aus und versuche, regelmäßig meinen Schweinehund zu überwinden – sei es beim Sport oder beruflichen Aufgaben. Anschließend belohne ich mich dafür! Aufenthalte in der Natur genieße ich sehr, seit neustem spiele ich mit Begeisterung Tennis. Sich mit geliebten Menschen zu umgeben, ist mir aber das Allerwichtigste.

Ich bin der Meinung, dass gelegentliche Selbstzweifel durchaus motivierend wirken können. Nämlich, Dinge (besser) zu lernen. Hinter belastenden Selbstzweifeln stecken aber auch oft falsche Erwartungen oder zu hohe Ansprüche oder soufflierte Glaubenssätze – von Eltern, Lehrer oder anderen. Der beste Weg ist, sich öfter mal bewusst zu sagen, was man schon alles geschafft hat. Und das wie einen Kinofilm vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen. Und sich auch bei Herausforderungen immer wieder zu sagen: “Ich schaff’ das, ich habe schon ganz andere Dinge im Leben geschafft.“ Ein positives Mindset ist ganz wichtig, damit Dinge gelingen!

Was wären abschließend Tipps für unsere Zielgruppe der Geisteswissenschaftler*innen und was möchten Sie ihnen noch mit auf den Weg geben?

Pia Antwerpes: Liebe Geisteswissenschaftler*Innen. Genießt Euer Studium in vollen Zügen und diese wunderbare Zeit. Sucht Praxiserfahrung, wo immer es geht. Sucht euch daher lieber Werkstudententätigkeiten in Eurem Wunschjob. Seid offen für Begegnungen, „Zufälle“ und verschiedene Perspektiven! Seid lernbereit, guckt nach rechts und links. Nehmt auch mal von Plänen Abschied und seid bitte ein wenig flexibler, was Einstiegsszenarien (Trainee/Volontariat) und Standorte anbelangt! Und wenn ihr nicht weiterwisst, dann sucht Euch ruhig professionelle Hilfe. Das ist kein Versagen, das ist einfach nur schlau!