Geisteswissenschaften im Austausch: Das Mercator-Promotionsstipendium

Du studierst Geisteswissenschaften, brennst für dein Studium und willst es vertiefen, indem du eine Promotion anstrebst? Dann könnte das Mercator-Stipendium spannend für dich sein. Das Schöne: Das Programm zielt bewusst auf die Praxisorientierung innerhalb der Geisteswissenschaften und adressiert somit auch den Berufseinstieg und Karrieremöglichkeiten für Geisteswissenschaftler. 

Andrea Dauber  von der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne stellt das neue Promotionsprogramm auf dem Karriereblog von campusrookies.de vor:

Das Mercator-Stipendium ergänzt das Qualifikationsmodell der a.r.t.e.s. Graduate School Cologne um ein neues Promotionsprogramm. Mit innovativen Förderschwerpunkten und frischen Impulsen startete im September 2019 das Stipendienprogramm an der Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln. Das Mercator-Stipendium fördert Promotionsprojekte mit einem thematischen Praxisbezug und mit Blick auf den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Das Programm fokussiert somit einerseits den Beitrag der Geisteswissenschaften für aktuelle gesellschaftliche Themen und andererseits zentrale Aspekte praxisrelevanter Forschung.

Den Ausgangspunkt des Programms bildet die Erfahrung, dass ein Großteil der Promovierenden auch in den Geistes- und Kulturwissenschaften nach der Promotion einer Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft nachgeht. Dieser Tatsache soll bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Forschungsprojekte und bei der Konzeption der Promotionsprogramme vermehrt Rechnung getragen werden.

Die Stiftung Mercator unterstützt auf Stipendienbasis für zunächst drei Jahrgänge ein zusätzliches viertes Promotionsjahr, das im Rahmen einer 12-monatigen Praxisphase bei einer selbst gewählten außeruniversitären Institution verbracht wird. Hierdurch verlängert sich die Promotionszeit von bisher drei Jahren auf vier Jahre.

 

Ziel: Synergien zwischen wissenschaftlicher und außerwissenschaftlicher Praxis schaffen

Das Konzept geht über Feldforschung vor Ort weit hinaus: Grundgedanke ist, dass in den Dissertationen reale Fragestellungen aus konkreten gesellschaftlichen Praxisfeldern bearbeitet werden. Das Programm zielt auf fruchtbare Wechselwirkungen und Synergien zwischen wissenschaftlicher und außerwissenschaftlicher Praxis. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sollen ebenso in Praxis und Gesellschaft transferiert werden wie auch umgekehrt Wissen und Erfahrungen aus der Praxis in die Promotionen einfließen und damit in die Wissenschaft zurückwirken. Die außerwissenschaftliche berufliche Praxis und das ihr zugrundeliegende Wissen werden also selbst zum Gegenstand der Promotion.

Die Kooperation mit einer außeruniversitären Einrichtung eröffnet den jungen Wissenschaftler*innen jedoch nicht nur praxisnahe Einblicke und neue Perspektiven auf einen Forschungsgegenstand. Die Integration der Praxisphase ermöglicht den Promovierenden gleichzeitig außerwissenschaftliche Betätigungsfelder kennenzulernen und berufliche Perspektiven für die Zeit nach der Promotion zu entwickeln. Bereits während der Dissertation können sie Kontakte knüpfen und sich vernetzen. Der erhöhte Zeitaufwand einer solchen berufsfeldbezogenen Promotion wird durch die Programmstruktur ebenfalls berücksichtigt.

Neben der Qualifizierung für eine wissenschaftliche und außerwissenschaftliche Karriere und den wertvollen Synergieeffekten austauschbasierter Promotionen treibt das Mercator-Programm auch Forschungstransfer und die Interaktionsfähigkeit der Geisteswissenschaften voran. Indem Wissenschaft und Gesellschaft in Dialog treten, trägt das Programm somit zur Third Mission der Universität zu Köln bei. Praxisorientierung bedeutet hierbei nicht nur Forschungsergebnisse für die Gesellschaft nutzbar zu machen, sondern gesellschaftliche Wissensformen und Debatten aufzugreifen und von ihnen zu lernen. Es geht also auch um den Beitrag der Geistes- und Kulturwissenschaften zur Bearbeitung der einem Forschungsfeld zugrundeliegenden gesellschaftlichen Sachprobleme.

Ein vollkommen neuartiges Stipendienprogramm und die komplexen Anforderungen an das Stipendium – Passgenauigkeit des Themas, Auswahl eines geeigneten Praxispartners und eigenständige Konzeption einer Praxisphase – stellen sicherlich eine Herausforderung dar. Trotz der zunächst abstrakt wirkenden Bewerbungsvoraussetzungen wurden zum Programmstart jedoch schon zahlreiche interessante Promotionsprojekte im ersten Jahrgang eingereicht. Die ersten drei Stipendiat*innen aus den Bereichen Kunstgeschichte und Linguistik wurden Anfang des Jahres ausgewählt und veranschaulichen nun mit ihren Projekten die Zielsetzungen des Programms. Ob in Zusammenarbeit mit Parkinson-Patient*innen in einer Klinik, in der Ausstellungskonzeption einer lokalen Kunstinstitution oder in Kooperation mit einer auf dem Balkan vernetzten Organisation der Bildungs- und Jugendarbeit, betten die Stipendiat*innen das Praxisjahr entsprechend der jeweiligen Forschungsvorhaben nun in den kommenden zwei Jahren in ihr Promotionsprojekt ein. So forschen sie ganz konkret an den Schnittstellen von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik.

 

Förderlinien des Programms

Jährlich werden bis zu sechs Mercator-Stipendien vergeben. Bei der Bewerbung um das Mercator-Stipendium stehen zwei Förderlinien zur Auswahl: das Programm richtet sich dabei sowohl an Promotionsinteressierte, die eine berufsfeldbezogene Promotion beginnen möchten, als auch an Promovierende, die bereits über eine dreijährige Finanzierung verfügen und den berufsfeldspezifischen Anteil Ihres Promotionsprojekts durch ein zusätzliches viertes Förderjahr stärken möchten. Die Bewerber*innen hierfür sollten sich maximal im zweiten Semester ihrer Promotionsförderung befinden. Bei der vierjährigen Förderlinie setzt sich die Förderung aus dem dreijährigen a.r.t.es.-Stipendium und dem vierten Jahr, das von der Stiftung Mercator gefördert wird, zusammen. Die Geförderten sind an der Universität zu Köln als Promovierende eingeschrieben und im strukturierten Promotionsmodell „Integrated Track“ der a.r.t.e.s. Graduate School eingebunden. Zusätzlich nehmen die Promovierenden, die das Programm absolvieren, begleitend regelmäßig an Seminaren und Kolloquien teil, in denen der Theorie-Praxis-Transfer reflektiert wird.

Die nächste Ausschreibungsrunde läuft im Herbst 2020 und die a.r.t.e.s. Graduate School Cologne freut sich auf zahlreiche spannende Bewerbungen. Bei Rückfragen steht Dr. Andrea Dauber, Projektkoordinatorin des Mercator-Stipendiums, gerne zur Verfügung!

 

Mercator-Stipendium für Promovierende der Geisteswissenschaften